Christoph Dejung und seine Häresiologie



Auf diesen autobiographischen und Geschichte erzählenden Seiten stelle ich mich selbst dar. Vorsicht könnte demnach geboten sein. Die Darstellung stützt sich auf mein Erinnerungsvermögen und, so weit ich sie habe, auf ältere Dokumente. Dennoch wird hier wie in jeder Erinnerung von einer Zukunft her erinnert, wird ein Sinn konstruiert. Das darf nur geschehen, wenn es in der Dimension des Vergangenen, des Augenblicklichen und des Kommenden bedacht wird.

Aus diesem Grund schreibe ich zuerst über Christoph Dejung,

dann über seine Häresiologie

und zuletzt über seine Absichten.



Wo stehe ich?

Dies soll eine Vorstellung von mir als einem bücherschreibenden Gymnasiallehrer sein, und ich darf infolgedessen über mich selbst berichten ­ wie schön! Nur, was soll ich denn sinnvollerweise mitteilen? Vielleicht ist davon auszugehen:

Wäre ich nur, vollzeitlich, Lehrer, so fürchtete ich Selbstverlust und Stagnation, denn ein Lehrer ist meiner Auffassung nach nur für seine Schüler da. Also: Schreiben macht frei? Jedenfalls könnte ich es nicht lassen. Darum brauche ich auch wissenschaftliche Arbeit (um jung zu bleiben), muss versuchen, Literarisches zu schaffen (um älter und reifer zu werden) ­ und freue mich, wenn ich zu Nützlichem aufgefordert werde.

Zum wissenschaftlichen Oeuvre zählen WAHRHEIT UND HAERESIE, ein Essay über einen der verkanntesten Grossen aus der Geschichtsgeschichte, SEBASTIAN FRANCK, eine bibliographische Arbeit über den gleichen, und KETZEREI, ein Versuch, eine neue Forschungsdisziplin zu begründen, leider noch ohne Institut und Zeitschrift: die Häresiologie. Im Herbst 2000 schloss sich zum hundertsten Geburtstag von Emanuel Dejung der Band GESCHICHTE AUS LEIDENSCHAFT FUER DIE WAHRHEIT an.
In den nächsten Jahren sollten, so das Glück mir weiter beisteht, zwei weitere Früchte an diesem Baum (Bonsai!) reifen, nämlich ein seit drei Jahren fertiggestellter Kommentarband zum ersten Band der Werke Francks, herausgegeben von Hans Gert Roloff, sowie eine im Auftrag der Verlegerin Anne Rüffer für den Haffmans Sachbuch Verlag geschriebene, von diesem dann aber ohne Grund und gegen vertragliche Abmachung stornierte Gesamtdarstellung von Helmuth Plessner.

Als kreative Versuche, (m)eine Prosa zu finden, die gut genug wäre, Philosophie und Geschichte zu dienen, sind zu betrachten HEIMATKUNDE und HOMMAGES, gefolgt hoffentlich bald von meinen FÄLSCHUNGEN.

Und das Nützliche? Es macht Freude, weil man gern weitergibt, wofür Nachfrage besteht. Ich durfte eine SCHWEIZERGESCHICHTE SEIT 1945 veröffentlichen, eine Darstellung der PHILOSOPHIE AUS DER SCHWEIZ ausserdem; 1999 brachte ich noch einen Briefwechsel mit meinen Schülern des Maturjahrgangs 1998 zur Veröffentlichung, für den mein Arbeitstitel (SCHULE ALS BEGEGNUNG) durch den zügigeren IST ES AN DER ZEIT? ersetzt wurde. Zum Jahrtausendende erschien für die Gemeinde das Neujahrsblatt DIE NAMEN VON TRANS mit Personen- und Ortsnamen dieses Dorfes.

Erwähnte erschienene Bücher:




"Was ist Häresiologie?"

Häresiologie ist die Betrachtung des Geistes und der Geistesgeschichte als eines rein menschlichen, zur gleichen Zeit individuellen und kollektiven Produkts, das nicht entstehen konnte ohne eine Konzeption der »Wahrheit«, die es aber nicht geben kann, solange es keine Ketzer gibt. Die Häresiologie geht von den folgenden acht Thesen aus:



Wer Ketzer sein will, ist kein Ketzer

Jede Gemeinschaft braucht Ketzerei, um nicht an sich zweifeln zu müssen

Verketzerung ist das absolut Passive

Jedes Bewusstsein weiss, dass die Wahrheit nicht siegen muss

Ohne Ketzer gibt es gar keine Geschichte

Nur Ketzer können überhaupt »verstehen«

Was der Ketzer ausdrückt, ist »sterbliche Wahrheit«

Viel dauerhafter als die Wahrheit ist der Mensch


Hinter dieser Auffassung stehen Einsichten, die bereits 1966-1969 in der Arbeit an Sebastian Franck reiften. Seit jenen Jahren suche ich nach einer überzeugenden Fassung für die Geschichtsphilosophie; einige Vorarbeiten dazu sind seit 1985 erschienen: nämlich:

Vorarbeiten der Geschichtsphilosophie:



Bestellungen von Texten von mir: samisdatverlag@samisdat-dejung.ch


(zurück zur Startseite des freien Geistes)


Valid HTML 4.01!